mein neuer freund heißt jacobs

"castor-transport", usta-magazin 08/99, oktober 1999


 

Ich habe einen neuen Freund: er heißt Jacobs, steht in der neuen Cafete und ist unglaublich intelligent. Menschen dagegen sind doof. Ich habe endgültig die Schnauze voll von diesen Leuten mit den weißen Kitteln in den Cafeten, die immer reden und nett sind und sowas, und jetzt brauch ich die ja auch nicht mehr: Endlich hat das Studentenwerk den Treff menschenfrei eingerichtet und ich kann unbemenscht genießen. Da sind zwar noch so ein paar Studi-Menschen, aber die kann ich wegfiltern, außerdem sind das im Treff ohnehin so wenige geworden, dass es passt.

Ich kommuniziere lieber mit Automaten, die verstehen mich wenigstens. Chipkey rein, hier und da draufpatschen und schon habe ich einen Kaffee weiß mit Zucker. Ich mag zwar keinen Kaffee weiß mit Zucker, aber was solls, man muss das Ding ja nicht beim erstenmal bedienen können. Rom ist ja auch nicht an einem Tag ... also den Kaffee in einen Blumenkübel kippen und die ganze Sache nochmal. Chipkey rein, Kaffee weiß mit Zucker verneinen, patsch, weiß ja, Zucker nein, patsch patsch, Stärke 1. Oder lieber 2? Ist 1 stark oder ist 5 stark? Also stark, patsch, Stärke 1. So, noch auf Info drücken, versteh ich nicht, informieren tut er mich nicht, aber ich will ja auch Kaffee und keine Zeitung. Ich erhalte heißes Wasser mit Milch. Immerhin. Ab in den Kübel.

Nach zwei Wochen Üben bin ich jetzt fast Profi. Letztens habe ich den Zettel "Kakao kaputt" sogar soweit interpretiert, dass ich nur ein paarmal versucht habe, Kakao zu kriegen. Zweimal habe ich sogar schon genau das erhalten, was ich wollte, und außer dem Ausreißer, als ich statt eines Cappuchinos schwarz mit Zucker eine Hühnerbrühe kalt mit Kohlensäure bekam, war es zumindest immer in der Nähe meines Wunsches. Getrunken habe ich das natürlich nie, sonst wird man ja ganz wibbelig. Deshalb muss ich unbedingt noch die Bechersperrtaste finden: dann kann ich die Soße direkt ohne Becher durchrauschen lassen und muss das nicht mehr in den Kübel kippen. Der Gummibaum darin sieht nämlich auch schon langsam nicht mehr wirklich gesund aus.

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(c) Lutz Frommberger, oktober 1999

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